Zeit der Gnade für Kirgistan

Andrej Peters

Zeit der Gnade für Kirgistan

ISBN: 978-3-937032-83-2

139In Kirgisien bzw. Kirgistan lebten viele Russlanddeutsche welche mit der kirgisischen Bevölkerung wenig zu tun hatten. Andrej Peters war einer von ihnen.
Als Teenager hatte er jedoch in den Bergen ein Erlebnis, welches sein weiteres Leben prägte. Er war hungrig und durstig und traf nach langer Suche eine alte Frau vor einer Jurte. Diese gab ihm Fladenbrot und Ayrak, ein vergorenes Milchprodukt.
Darauf hin nahm er sich vor, diesen freundlichen Menschen die gute Nachricht zu bringen.
Sein Ziel wurde Narjn, ein Ort im sogenannten „kirgisischem Sibirien“. Bis er dort hin kam, sollten aber noch einige Jahre vergehen. Er machte zunächst eine Lehre als Elektriker. Durch sein musikalisches Talent war er als Jugendlicher hin und her gerissen, ob er nicht sogar Musiker werden sollte. Später arbeitete er als Busfahrer.
Menschen die am Rande der Gesellschaft standen, lagen ihm auch am Herzen. So kümmerte er sich besonders im Winter um die vielen Obdachlosen in seiner Stadt.
1980, im Alter von 25 Jahren besuchte er Narjn zum ersten Mal, es war Winter und hatte Minus 30 Grad. Nicht gerade einladend um hierher zu übersiedeln.
Schon aus der Schulzeit waren Andrej und Irina befreundet. Als Irina mit ihren Eltern nach Deutschland auswanderte, begann für sie eine lange Fernbeziehung. Bis Irina als Erwachsene wieder die sowjetische Staatsbürgerschaft beantragte und die beiden heiraten konnten.
Mit dreißig Jahren dann, also im Jahr 1985 übersiedelte die junge Familie mit einer kleinen Tochter nach Narjin.
Was dann kommt ist eine besonders herzliche Geschichte, abenteuerlich und spannend.
Andrej bekam wieder Arbeit als Elektriker und und erzählt fast humorvoll die handwerklichen Kunststücke beim Kochen und Heizen. Mit der Zeit wurde er aber auch Mechaniker und Techniker für sämtliche Maschinen. Als Familie fanden sie eine 7 m2 kleine Wohnung in einer Baracke. Erst als ihr zweites Kind geboren wurde, fanden sie ein Haus für sich. Wobei das „für sich“ ziemlich übertrieben ist. In all den Jahren hatten sie kaum Privatsphäre. Immer kamen Nachbarn und andere Hilfesuchende.
Besonders schön ist die Beschreibung der kirgisischen Kultur, welche eine der schönsten Kulturen weltweit zu sein scheint.
Wunderbare Gastfreundschaft prägt das Zusammenleben, Menschen werden aufgenommen und bewirtet. Die Frage „Möchtest Du was essen ?“ gilt als beleidigend, weil das gemeinsame Essen bei jeder Begegnung das Wichtigste ist.
Enorme Hilfsbereitschaft ist auch Teil der Kultur, dem anderen zu helfen oft wichtiger als die eigene Arbeit. Die Gelassenheit prägt den Tagesablauf. Hat jemand den Bus versäumt würde er gelassen sagen: „Der Bus hat nicht auf mich gewartet“.
Achtung vor dem Alter ist in Kirgisien noch selbstverständlich, das prägt zum Beispiel auch die Sitzordnung und das Austeilen der Speisen.
Dieses Buch erweckt die Sehnsucht, Kirgisien zu besuchen, die Menschen dort kennen zu lernen und mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.

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(kleo)

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